Die Impfung als Heilversprechen wird zur Lebensfalle
Erika Seebacher, eine 63-jährige Logopädin aus dem Raum Stuttgart, erlebte den Schock ihres Lebens, nachdem sie eine glühende Verfechterin der Impfung war. Die Geschichte beginnt harmlos, als sie im März 2021 ihre erste Dosis des Corona-Impfstoffs erhält. Was als einfacher, metallischer Geschmack im Mund startete – eine Nebenwirkung, die man leicht abtun könnte –, eskalierte schnell in ein Horrorszenario, das niemand kommen sah.
Nachdem die ersten, scheinbar harmlosen Symptome abklangen, wurde Seebacher von einer weiteren Welle überrollt: Ein inneres Vibrieren, das keinen Schlaf fand, gesprenkelt mit roten Punkten am Körper und begleitet von Schwindel, das alles schrie nach Aufmerksamkeit. Doch Erika, standhaft in ihrem Glauben an die Wissenschaft, schob die Warnsignale beiseite und setzte ihren Weg fort, überzeugt von dem, was sie als ihren Beitrag zum Gemeinwohl ansah.
Der wahre Sturm brach los, als nach der zweiten Dosis ihr Leben eine dramatische Wende nahm. Die Beschreibung ihres Leidenswegs lässt die Haare zu Berge stehen.
Eine Impfung wurde zum Alptraum
„Da konnte ich plötzlich nicht mehr gehen,“ enthüllt die ehemalige Logopädin, deren Leben sich am 29. Mai 2021 schlagartig veränderte. Anfängliche Schmerzen an der Einstichstelle explodierten in ein ganzkörperliches Leiden – unerträgliche Schmerzen, Schwellungen, die wie eine Plage von ihren Füßen aufstiegen, sich über Beine und Arme bis ins Gesicht fraßen. Die Stimme, einst ihr Werkzeug, verstummte immer wieder.
In Seebachers Wohnung zeugen Rollatoren, Treppenlifte und ein rollbarer Schreibtisch von der neuen, harten Realität. Ein Dasein, gezeichnet von Fatigue-Syndrom und einer Multisystemerkrankung namens ME/CFS sowie tiefgreifenden Muskelschäden, die sie von Kopf bis Fuß lähmen. Ein Cocktail aus starken Medikamenten hält die Schmerzen gerade so im Zaum.
Fünf Aktenordner voller Verzweiflung und Kampf gegen die Mühlen der Bürokratie zeichnen ein Bild von Seebachers Odyssee – eine Reise, angetreten in der Hoffnung auf Heilung, gefangen in einem Netz aus Ignoranz und Ablehnung. „Ich hatte ein gutes Leben,“ klagt sie, eine Frau, die einst mit Worten heilte und jetzt um jedes einzelne ringt.
Doch der Skandal reicht weiter, die „Berliner Zeitung“ entfaltet ein zweifelhaftes Spiel zwischen den Zeilen. Das sogenannte PostVac-Syndrom, abgetan als Waffe der Impfgegner, doch hinter dieser Nebelwand kämpfen echte Menschen wie Seebacher um Anerkennung, um Hilfe. Eine Krankenkasse, die sich taub stellt, eineinhalb Jahre ohne Antwort, ohne Hilfe – ein Schlag ins Gesicht all jener, die ohnehin schon am Boden liegen.
Das System lässt die Opfer im Stich
Die Impfung als Ursache für ihre Leiden wurde von ihr selbst zunächst vehement abgelehnt. Ein Irrtum, der sich nach 60 Arztbesuchen und 17 Krankenhausaufenthalten als folgenschwer erweisen sollte.
Seit September 2021 gleicht Seebachers Leben einer Achterbahnfahrt der Ungewissheit. Monatelang sind ihre Ärzte verloren in einem Labyrinth aus Symptomen, die sie nicht einordnen können. Erkrankungen werden eine nach der anderen von der Liste möglicher Übeltäter gestrichen, bis der Verdacht schließlich dort landet, wo ihn Seebacher nie vermutet hätte – bei der Impfung. Ihre Geschichte wird zum Sinnbild eines zögerlichen Umgangs mit den potenziellen Nachwirkungen der neuen mRNA-Technologie.
Die Wahrheit über Seebachers Zustand beginnt sich nur langsam zu enthüllen. Erste vage Diagnosen weichen schließlich klaren Worten: Ein Chronisches Fatigue-Syndrom, neuropathische Schmerzen und Symptome, die einem Post-Vac-Syndrom zugeschrieben werden, zeichnen das Bild einer Frau, die unverschuldet in das Kreuzfeuer einer medizinischen und gesellschaftlichen Kontroverse geraten ist.
Seebachers Fall, dokumentiert durch zahlreiche Fachärzte in der Uniklinik Marburg, gilt als einer der am gründlichsten untersuchten Impfschäden in Deutschland. Doch was folgt, ist ein zermürbender Kampf mit Behörden und Krankenkassen, ein bürokratischer Albtraum, der ihr Leben zusätzlich belastet.
Die Berichterstattung der „Berliner Zeitung“ über diesen Fall spiegelt die ambivalente Haltung wider, mit der Medien und Gesellschaft oft auf solche Schicksale reagieren. Einerseits wird das Leid der Betroffenen anerkannt, andererseits wird das PostVac-Syndrom von einigen als Kampfbegriff abgetan, was denjenigen, die wirklich leiden, nur noch mehr Steine in den Weg legt.
Trotz offensichtlich berechtigter Bedenken gegenüber der Corona-Impfung, steht Seebacher im Regen: Ihr Kampf um die Kostenübernahme für essentielle Medikamente und um Anerkennung ihres Leidens durch die Krankenkasse stößt auf taube Ohren. Ein Zustand, der Fragen aufwirft über die Verantwortung und das Engagement unserer Gesundheitssysteme und der Gesellschaft insgesamt.
Hoffnung, Hilflosigkeit und Alleingelassen
Frühling 2022, ein Wendepunkt im Leben von Erika Seebacher: Pflegegrad 3, 80 Prozent behindert. Doch der wahre Kampf beginnt erst, als sie versucht, ihren Impfschaden als Arbeitsunfall anerkennen zu lassen. Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege? Schweigt. Ein klares Zeichen von Vernachlässigung und einer Bürokratie, die sie im Stich lässt.
Der Kreis Böblingen, wo sie um Anerkennung und Hilfe bittet, versinkt in Aktenbergen. Von 138 Anträgen gerade mal 13 bearbeitet, lediglich zwei positiv beschieden. Eine erschreckende Quote, die Betroffene wie Seebacher in eine aussichtslose Warteschleife zwingt. Hier geht es nicht nur um Zahlen, sondern um Menschen, die verzweifelt auf Unterstützung hoffen.
Dann die Krankenkasse, die Techniker Krankenkasse (TK), die letzte Hoffnung auf ein Stück Normalität. Mestinon, ein Lichtblick in Seebachers Schmerztherapie, wird von der TK abgelehnt. Die Begründung? Unzureichende Belege für die Wirksamkeit – ein Schlag ins Gesicht für Seebacher und eine ignorante Missachtung der Empfehlungen ihrer Ärzte.
Diese Entscheidungen der TK wirken wie ein bitterer Spott, besonders wenn man bedenkt, wie rasch die mRNA-Injektionen durchgewunken wurden. Seebacher steht symbolisch für viele, die sich von einer Systemlandschaft im Stich gelassen fühlen, die schneller ist im Fordern als im Helfen.
50.000 Euro aus eigener Tasche, ein Berg von Kosten, der in der Luft hängt. Seebacher, einst voller Vertrauen in das System, findet sich nun in einem Netz aus Zweifeln und Ablehnung wieder. Die Erkenntnis, dass es für Menschen wie sie kein Sicherheitsnetz gibt, ist mehr als eine Enttäuschung – es ist ein Alarmzeichen.
Diese Geschichte ist ein Weckruf. Ein Ruf, der laut fragt: Wann beginnen wir, die Stimmen derjenigen zu hören und ernst zu nehmen, die durch die Maschen des Systems fallen? Erika Seebachers Erlebnisse sind keine Einzelfälle, sondern Teil einer größeren, beunruhigenden Realität. Es ist Zeit, hinzusehen, zuzuhören und zu handeln.
Rebmann, K. (2024f, März 9). „Hätte nie gedacht, dass man keine Hilfe bekommt und verleumdet wird“. reitschuster.de. https://reitschuster.de/post/haette-nie-gedacht-dass-man-keine-hilfe-bekommt-und-verleumdet-wird/
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