Man kann es als Vorteil oder als Nachteil sehen: Der Irrsinn um uns herum ist so heftig, die Intensität so groß, dass man immer nur einzelne Fälle wahrnimmt, und das große Gesamtbild aus den Augen verliert. Einerseits hilft das, nicht der Verzweiflung oder gar selbst dem Wahnsinn zu verfallen. Allerdings führt das dazu, dass man ein geschöntes Gesamtbild vor Augen hat.

 

Mir wurde das gestern schmerzlich bewusst, als ich drei Nachrichten in den sozialen Medien zum Thema Gewalteskalation in den Freibädern veröffentlichte, von denen jede per se ein Hammer ist. Und einen am Verstand zweifeln lässt – wahlweise dem eigenen oder dem der Auslöser dieser Nachricht.

Der erste Irrsinns-Moment. Das ZDF kündigt eine Sendung über Freibäder an. Mit folgendem Text:

„Im Freibad kommen sie alle zusammen: junge und alte, Menschen mit und ohne Migrationshintergrund. Zwischen Liegewiese, Pommes und Sprungturm soll das Freibad ein friedlicher Ort für jede*n sein. Aspekte • #aspekte taucht ein in unsere Freibad-Kultur.“

Ich dachte zuerst, als ich das in einer Leserzuschrift entdeckte, es müsse aus dem Archiv, also alt sein. Aber nein – überzeugen Sie sich selbst, es ist topaktuell:

Medien vs. Realität.

Sie verhöhnen uns.

Und wir müssen dafür auch noch bezahlen.

Wenigstens nicht bezahlen muss man für diese Einschätzung einer Kollegin von den privaten Medien – hier der „Badischen Zeitung“:

„Raus aus dem Privatpool, rein ins Freibad!
Von Laetitia Bürckholdt
Der Trend geht seit einiger Zeit zum Privatpool im Garten. Dies ist nicht nur aus ökologischen Gründen ein Fehler. Auf ins Freibad! Schließlich bietet es Alt und Jung Lehrstunden des sozialen Miteinanders.“

Ein Leser kommentierte diese Nachricht lakonisch wie folgt: „Was darf Satire?“

Damit Sie nicht glauben, ich hätte diese Nachricht erfunden, hier der Beleg (die Gegenüberstellung mit der Realität ist von mir, nicht von Laetitia Bürckholdt – der einige Leser unterstellten, sie habe wohl selbst einen Privatpool):

Mein Kollege Alexander Kissler schrieb heute als Twitter: „Meine Güte, Deutschlandfunk – ein ausführliches Interview ‘zur Situation der Schwimmbäder in Deutschland‘ gerade eben, es geht um energetisches Bauen, Bedarfspläne, das ‘Seepferdchen‘, aber mit keiner Silbe um das öffentliche Freibad als Risikozone. Kurios.“

In der Tat.

Wenn Sie glauben, damit sei der Irrsinn zu Ende, täuschen Sie sich gewaltig. Ich postete die Überschrift eines Artikels von meiner Seite vom April mit folgender Überschrift: „Steile These des WDR: Klimawandel ist schuld an Freibad-Randalen – ‘Extreme Hitze macht aggressiv‘“. Darunter schrieb ich: „Frage an die Kollegen vom #WDR: Wenn der Klimawandel für die Gewalt-Exzesse in den Freibädern verantwortlich ist, warum gibt es die dann in Osteuropa nicht? Haben Polen, Ungarn, Tschechien & Co. keinen Klimawandel?“

Meine unschuldige Frage löste bei der rot-grünen Blase auf Twitter heftiges Wehgeschrei aus. Das ist immer der beste Beweis dafür, dass man ins Schwarze getroffen hat.

Doch der Höhepunkt der Realsatire folgte erst noch.

Ein Leser schickte mir via Kommentar einen Screenshot eines Artikels aus dem Jahr 2016 mit folgender Überschrift: „Klimawandel: Deutschland erwärmt sich schneller als der Rest der Welt.“

Ich war zuerst felsenfest überzeugt: Das muss Satire sein.

Oder eine Fotomontage.

Doch nichts dergleichen.

Den Artikel gibt es tatsächlich.

Und er ist ernst gemeint.

Glauben Sie nicht?

Können Sie aber hier nachlesen!

Da steht unter anderem: „Deutschland ist von der Erderwärmung voll betroffen. Die Temperaturen steigen bei uns schneller als im globalen Durchschnitt. Das geht aus Daten hervor, die der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Berlin vorstellte.“

Ihnen geht es jetzt wie mir? Sie fühlen sich auch wie in einem Irrenhaus?

Dann habe ich eine Nachricht, die beunruhigend und beruhigend zugleich ist.

Ist es auch Wahnsinn, es hat möglicherweise Methode.

Im konkreten Fall schrieb mir ein Leser, dass in Deutschland die Messstationen einfach in Stadtnähe aufgestellt werden – wo es wegen des Hitzestaus dort aufgrund des vielen Betons und Asphalts einfach wärmer sei als draußen auf dem Land.

Ob das nun zutrifft oder nicht – Fakt ist: Wir werden nach Strich und Faden für dumm verkauft.

Diejenigen, die das mit sich machen lassen, haben das verdient.

Mein Mitgefühl gilt dagegen der Minderheit, zu der ich selbst gehöre: Die all das mit nüchternem Verstand sieht. Aber wehrlos ist.

Mein bitteres Fazit – und die Antwort auf meine Frage aus der Überschrift: Es sind weder die Hitze noch der Klimawandel, die offenbar reihenweise Gehirne zum Schmelzen bringen.

Bilder: Shutterstock
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